Archiv - 1999 Edition Junge Kunst, Haus am Waldsee
1999 Edition Junge Kunst, Haus am Waldsee, Berlin
Daniela Pukropski - Malerei
Simon L. Dollinger - Malerei und Gouachen
Susanne Ruoff - Materialcollagen und Arbeiten in der Landschaft
Beatrix Grohmann - Malerei
Zur Vorstellung der "Edition JUNGE KUNST in Berlin" im Haus am Waldsee von Dr. Günter Braun und Waldtraut Braun:
Wir werden immer wieder gefragt, warum wir uns zur Herausgabe dieser Katalogreihe entschlossen haben. Unsere Antwort, auf einen kurzen Nenner gebracht: weil wir aufgrund vieler Kontakte zu vielen jungen Künstlern die Erfahrung gemacht haben, daß deren Weg nach dem Verlassen der Hochschule und dann deren Weg zu Anerkennung und Durchsetzung schwierig ist, ja daß er oft sehr entsagungsvoll sein kann. Junge Künstler können sich weniger als andere auf eingefahrenen, risiko-mindernden Gleisen bewegen. Deshalb verdienen sie unsere tätige Anteilnahme. Es darf nicht dahin kommen, daß die Beschwernisse des Alltags große künstlerische Begabung und großes künstlerisches Können einfach unter sich begraben.
Von Anfang an stand für uns allerdings fest, daß auch Hilfe für Künstler immer nur Hilfe zur Selbsthilfe sein darf. In diesem Sinne halten wir einen Katalog für ein geradezu ideales Vehikel, um Öffentlichkeit auf einen jungen Künstler aufmerksam zu machen, um ihm den Zugang zu Galerien ein wenig zu ebnen und um seine Chancen für die Ausstellung seiner Arbeiten im Rahmen von Gemeinschafts- oder sogar Einzelausstellungen zu verbessern. Aber zu unserem Verständnis von Hilfe dieser Art gehört eben auch, daß wir nicht irgendwann eines Tages einem jungen Künstler einen solchen Katalog "machen" und ihm dann "schenken" möchten, sondern daß dieser Katalog das Ergebnis intensiver Zusammenarbeit mit ihm sein soll. Die Organisation eines solchen Unternehmens, die Auswahl geeigneter Photographien, Graphikdesigner und Drucker, um nur die wichtigsten zu nennen, die Herstellung entsprechender Kontakte, die Einbringung unseres eigenen know how und schließlich die Finanzierung des ganzen durch uns ist nur die eine Seite. Die andere, mindestens ebenso wichtige, ist die Auswahl der Arbeiten, die allein Sache des Künstlers ist und sein muß, und dann der lange Weg zur werkgetreuen Wiedergabe: ein durchaus nicht unanstrengender, zuweilen ein ausgesprochen aufregender, aber immer auch ein Freude und Genugtuung stiftender Weg. Auf diese Weise wird der Katalog zuallererst ein Katalog des Künstlers und erst in zweiter Linie auch ein Katalog von uns für ihn.
Berlin, im April 1999
Montag, 26. April 1999, 19:00 Uhr
Ausstellungsgesprach: "Ansprüche, Aufgaben und Möglichkeiten der Kunstförderung heute" (in Zusammenarbeit mit dem Verein der Freunde und Förderer des Hauses am Waldsee e.V.)
Die Künstler der"Edition JUNGE KUNST in Berlin"
Jörn Merkert über Daniela Pukropski:
Getrieben von der Dynamik, die jeder Farbe innewohnt, verändert sich die fragile Balance der Farb-Balken in ihrer Ausrichtung im Flächenraum. Doch das pulsierende Vor und Zurück der Farbfelder entfaltet gleichzeitig eine zweite Bewegung - eben die der autonomen, von jeder Formbeschreibung befreiten Farbe. Die auf Ausgleich der Spannung angelegte Bildharmonie aus Form und Farbe verschränkt diese beiden so unterschiedlichen Arten der Bewegung auf dem imaginativen Bildfeld als anschauliche, aber nicht abbildende und dennoch real sich ereignende Räumlichkeit.
Daniela Pukropski
geb. 1956 in Stuttgart
1979-81 Ausbildung als Gärtnerin
1984-90 Studium der Freien Malerei an der HdK Berlin bei Marwan
1991-93 Atelierstipendium der Karl-Hofer-Gesellschaft
Hermann Wiesler über Simon L. Dollinger:
Simon L. Dollinger stellt dem Betrachter durchgearbeitetes Farbmaterial vor Augen. Seine Bilder überfallen nicht den Betrachter. Sie stehen, hängen ruhig vor ihm, und damit bleibt dem Betrachter hinreichender Spiel-Raum. Dollinger meidet schweifendes Bild-Denken; seine Bilder, so groß sie auch sind, sind einem Blick faßbar. Seine Bilder leben aus auf- und abschwellenden Farbwerten, die übereinander / ineinander / miteinander wirken. (...) Seine Bild-Sprache ist durch und durch farbgebunden, sie ist durch nichts zu ersetzen: ... keine Illustration von was auch immer - also keine Lehre, keine als Bildtafel verfertigte Dogmatik religiöser oder politischer Art. Die Bilder stellen sich dar, nur sich....
Simon L. Dollinger
1981 -87 Studium der Freien Malerei an der HdK Berlin bei Rudolf Kügler und Klaus Fuhrmann
1987 Förderpreis der Stadt Coburg
1988 Atelierstipendium der Karl-Hofer-Gesellschaft
1990 Villa Serpentara
1993 SenWissKult, Berlin, Auslandsstipendium für Pasadena
1994/95 Lehrauftrag am Art Center College of Design, Pasadena
Susanne Ruoff, o.T., 1994, Holz-Eisen-Relief
Lothar Romain über Susanne Ruoff:
Die Reliefs sind, wiewohl fest gefügt, für das Auge keine statischen Gebilde. Wenn sie in die Gegenwart holen, was schon dem Altern überantwortet war, so meint dieses nicht eine endgültige, gegen alles Zeitempfinden sich verschließende Form, sondern Zeit ist hier wohl einbezogen, jedoch nicht als Ablauf, sondern als eine dynamische Bewegung in sich selbst. Das gilt auch für viele andere Arbeiten von Susanne Ruoff, daß sie, wenn Stille angesagt ist, eine bewegte meinen und die Konstruktion immer als ein dynamisches Ereignis erscheinen lassen. Die Reliefarbeiten ... präsentieren sich als Balanceakte ebenso der Formen wie der Emotionalität. Die rationale Komponente der Konstruktion geht hier einher mit einer schwer in Worte zu fassenden Gestimmtheit. Beeindruckend ist der Ausgleich zwischen Strenge und Spiel, zwischen Ordnung und assoziativer Verlaufsform.
Susanne Ruoff
geb. 1959 in Köln
1978-81 Buchhändlerausbildung
1981 -86 Studium der Freien Malerei an der HdK Berlin bei Hermann Bachmann und 1986-87 am Herfordshire College of Art and Design, St. Albans, England
1992 Stipendium der Notgemeinschaft der Deutschen Kunst e. V.
1993-95 Atelierstipendium der Karl-Hofer-Gesellschaft
1995 Arbeitsstipendium im Künstlerhaus Ahrenshoop
Beatrix Grohmann, o.T., 1996, Eitempera/Baumwolle
Jörn Merkert über Beatrix Grohmann:
Beatrix Grohmann malt Bilder, die in Stilbegriffen nicht faßbar sind. Die Bilder selbst sind die Bilder. Sie stehen nicht für etwas. Sie sind Bilder über Bilder in der Sprache der Bilder, Bilder aus Bildern, mit Bildern und in Bildern. (...) Die Frage nach der Wirklichkeit und ihrer Darstellung - nach der Realität des Abbilds, der Glaubwürdigkeit des Bildes im Bild sowie nach der Wirklichkeit als Bild - wird allein in einem schillernden Wechselspiel der Gleichzeitigkeit aller Möglichkeiten beantwortet. Sie (B.G.) bezieht sich und den Betrachter in solch unbändige Freiheitsvorschläge mit ein - zu ihrem und unser aller Vergnügen.
Beatrix Grohmann
geb. 1959 in Lohr/Main
1986-92 Studium der Freien Malerei an der HdK Berlin bei Martin Engelmann, Eva-Maria Schön und Anna Oppermann
1997 Atelierstipendium der Karl-Hofer-Gesellschaft
Textauszüge und biographische Angaben aus den Katalogen der Edition, Fotos: Jörg P. Anders, B. Borchardt, H. Kiessling